Bedeutet Alleinsein Einsamkeit? Vor- & Nachteile. Wieso haben wir Angst davor?

Ist Einsamkeit gut? Einsamkeit gehört zum Menschsein dazu. Jeder hat sich schon einmal alleine oder einsam gefühlt. Das Gefühl der Einsamkeit kann sich negativ auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken. Es ist jedoch sehr hilfreich zu lernen alleine zu sein, ohne sich dabei einsam zu fühlen. Die Zeit mit sich selbst zu genießen kann sehr hilfreich sein, um mit den eigenen Gefühlen in Kontakt zu treten, sich besser kennenzulernen und als Person zu wachsen. Entdecke hier einen nützlichen Leitfaden: Was ist Einsamkeit? Warum haben wir Angst davor, allein zu sein? Welche Arten der Einsamkeit beziehungsweise des Alleinseins gibt es und was kann man tun, um das Gefühl der Einsamkeit zu überwinden?

Bedeutet Alleinsein Einsamkeit?
Bedeutet Alleinsein Einsamkeit?

Was ist Einsamkeit? Konzept und Definition

Das Gefühl der Einsamkeit ist eines der schlimmsten Gefühle, das wir haben können. Sich einsam zu fühlen gefährdet unser Glück. Um glücklich zu sein, müssen wir intime Bindungen mit anderen Menschen eingehen. Wir brauchen jemanden, dem wir vertrauen können, wir haben das Bedürfnis uns zugehörig zu fühlen und jemanden in unserem Leben zu haben, auf den wir uns verlassen können. Enge Beziehungen zu haben (was nicht bedeutet, dass es viele Beziehungen sein müssen) ist einer der Schlüssel zum Glücklichsein.

Es lassen sich zwei verschiedene Konzepte unterscheiden, die im Deutschen Sprachgebrauch oft vermischt werden: Die Einsamkeit und das Alleinsein. Das erste Konzept bezieht sich auf das Gefühl der Qual bei der realen oder wahrgenommenen Abwesenheit von sozialen Kontakten. Der zweite Begriff bezieht sich darauf alleine zu sein, was durchaus auch mit einer positiven Konnotationen einhergeht. Man kann es beispielsweise durchaus genießen sich von Zeit zu Zeit zurückzuziehen.

Alleine zu sein kann durchaus positiv sein. Das Problem liegt darin sich alleine, besser gesagt einsam zu fühlen, indem man einen Mangel an sozialer Unterstützung wahrnimmt und glaubt niemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann. Das ist die Gefahr der sozialen Isolation.

Einsamkeit lässt sich deshalb als einen lähmenden psychischen Zustand definieren, der durch das wirkliche oder wahrgenommene Fehlen befriedigender sozialer Beziehungen entsteht. Menschen die sich einsam fühlen, verspüren ein Gefühl der Leere, Wertlosigkeit und andere depressive Symptome.

Ist Einsamkeit oder das Alleinsein positiv?

Wie zuvor erwähnt wurde, muss man diese beiden Begriffe gut voneinander unterscheiden, um diese zu bewerten. Im folgenden werden wir von dem positiven Alleinsein sprechen, ein Gefühl, bei dem man sich nicht begleitet und demnach alleine fühlt, aber nicht einsam. Es handelt sich also um eine positive und notwendige Form des Alleinseins.

Es stimmt, dass wir eine sehr soziale Spezies sind und andere brauchen. Aber um uns mit den anderen gut zu verstehen, müssen wir uns zunächst gut mit uns selbst verstehen.

Einsamkeit und Introspektion

Zeit alleine zu verbringen erlaubt Raum zum Denken zu haben. Es hilft dabei, sich selbst kennenzulernen, mit sich selbst in Kontakt zu treten und ist unentbehrlich für das persönliche Wachstum.

Viele Menschen können nicht oder nur ganz schwer alleine sein. Diese große Abhängigkeit von anderen hindert einen daran, richtig glücklich sein zu können. Außerdem ist das “Nicht alleine sein können” oft ein Zeichen dafür, dass die betroffene Person psychische Probleme hat. Das eigene Wohlbefinden können wir nicht von anderen abhängig machen, das ist nicht effektiv. Wir müssen für unser eigenes Glück verantwortlich sein. 

Das Alleinsein gibt uns die Möglichkeit herauszufinden, was wir wirklich im Leben wollen, was unsere Ziele sind, was wir mögen, was wir nicht mögen und was wir brauchen.

Alleinsein und Kreativität

Zeit allein zu verbringen kann der Schlüssel zur Entwicklung kreativer Ideen sein. Wenn wir allein sind, können wir unseren Gedanken freien Lauf lassen und besser auf uns selbst hören.

Es gibt die Redensart eine “Idee auszubrüten”. Dieser Prozess ist an der Generierung von kreativen Projekten und Ideen beteiligt. Bei diesem Prozess distanzieren wir uns einen Moment von unserer Arbeit und lassen zu, dass unser Bewusstsein (ohne eine eigene Handlung vorzunehmen) unseren Verstand und unser Wissen vertieft, um unbewusste Verbindungen herzustellen. Dies ist nur möglich, wenn wir alleine sind und Aufgaben ausführen, die wenig kognitive Anstrengung erfordern, wie beispielsweise mechanische Aufgaben.

Wieso fühlen wir uns einsam?

Heutzutage fühlen wir uns viel einsamer als früher, wie hier genauer untersucht wurde. Es scheint paradox, da wir über unzählige Kommunikationsmedien und soziale Netzwerke verfügen, die es uns ermöglichen, mit anderen in Kontakt zu treten.

Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Heutzutage suchen wir nach dem unmittelbaren Glück. Wir widmen unseren sozialen Beziehungen keine Zeit und investieren nicht in sie. Wir leben von unserem Image in sozialen Netzwerken, haben aber keinen wirklichen Kontakt zu Menschen.

Gerade ältere Menschen laufen Gefahr, sich einsam zu fühlen. Der Tod eines Ehegatten, der Ruhestand, die Tatsache, dass die eigenen Kinder eine eigene Familie bilden, bringt ältere Menschen dazu, viel Zeit allein zu verbringen.

Wenn du in Begleitung bist, aber dich einsam fühlst

Sich allein zu fühlen, auch wenn wir Menschen um uns herum haben, ist eine Art subjektiver Einsamkeit.

Einsamkeit zu verspüren, auch wenn wir nicht allein sind, hängt mit der Qualität und Intimität der vorhandenen Beziehungen zusammen und nicht mit der Quantität der Beziehungen. Vielleicht liegt es daran, dass man weniger Kontakt zu anderen hat, als man braucht.

In vielen Fällen liegt das an uns selbst. Dabei ist es nicht so, dass wir Schuld daran sind, sondern oft falsche Überzeugungen und Gedanken haben, die uns selbst beschränken. “Niemand fragt mich, wie es mir geht”, “Keiner ruft mich an”, “Niemand schlägt Pläne vor.” Das mag stimmen, aber wir können die Verantwortung nicht anderen überlassen. Wenn du selbst Pläne vorschlägst, Leute anrufst und auf andere zugehst, wird es wahrscheinlicher, dass sie sich auch dir nähern. 

Formen der Einsamkeit

Es lassen sich verschiedene Formen der Einsamkeit unterscheiden.

Emotionale Einsamkeit

Emotionale Einsamkeit entsteht durch den Verlust der Bindung zu einer anderen Person. Dies kann auf den Tod eines Partners oder das Ende einer Beziehung zurückzuführen sein.

Soziale Einsamkeit

Soziale Einsamkeit bezieht sich auf das Fehlen eines Netzwerks sozialer Beziehungen, zu welchem sich die betroffene Person zugehörig fühlt.

Subjektive oder objektive Einsamkeit

Die subjektive Einsamkeit bezieht sich auf die Tatsache, dass wir uns trotz Begleitung einsam fühlen, wie es beispielsweise auch in Paar-Beziehungen geschehen kann.

Sich in einer Beziehung einsam zu fühlen ist ein Indikator dafür, dass die Beziehung nicht gut läuft. In diesen Fällen sollte man die Ursachen dieser Gefühle herausfinden, die Kommunikation zwischen den Partnern verbessern und herausfinden, was die beiden Partner voneinander brauchen.

Die objektive Einsamkeit bezieht sich darauf, dass jeder außenstehende Beobachter sehen kann, dass eine Person wirklich allein, einsam und isoliert ist.

Situative Einsamkeit

Diese Art der Einsamkeit bezieht sich auf die Tatsache, dass nach einer Zeit des psychischen Unwohlseins, die Menschen es schaffen sich dem Verlust zu stellen, diesen bewältigen und sich erholen. Es ist eine Art vorübergehender Einsamkeit.

Einsamkeit als Anpassungsmechanismus

Das Gefühl der Einsamkeit hat in der Regel Erfolg, wenn dadurch nach einem Wohnortswechsel oder einem Trauerfall die Verbindung oder Wiederverbindung zu anderen erleichtert wird und die soziale Isolation durch das Gefühl vermieden wird. Das Gefühl dient als eine Form der Warnung oder des Alarms, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte und etwas geändert werden muss.

Chronische Einsamkeit

Ist ein stabilerer Zustand, der in der Regel das Ergebnis davon ist, dass die Person Schwierigkeiten damit hat, im Laufe der Jahre zufriedenstellende soziale Beziehungen aufzubauen.

Man könnte also sagen, dass das Gefühl der Einsamkeit manchmal notwendig ist. Es ist sozusagen eine Warnung dafür, dass etwas nicht gut läuft und dass es notwendig ist, wieder mit anderen in Kontakt zu treten. Wenn man dieses Gefühl jedoch nicht richtig handhabt, verfängt man sich darin und ist später nicht mehr in der Lage, dort wieder heraus zu kommen. Das erschwert die Lösung dieses Problems ungemein.

Gedanken, Überlegungen, Sätze und Verbalisierungen bei Einsamkeit

Wenn wir uns einsam fühlen, können eine Reihe von Gedanken, Überlegungen oder Formulierungen auftreten, welche das Gefühl der Einsamkeit verstärken und aufrecht erhalten. Diese Gedanken sind oft irrational, das heißt sie sind nicht rationaler Natur. Diese Überzeugungen sollten deshalb abgebaut werden. Die kognitive Umstrukturierung kann in diesen Fällen eine effektive Technik sein.

“Ich bin den Leuten egal, ich bin langweilig.”

Einer der immer wiederkehrenden Gedanken der Einsamkeit ist es zu glauben, dass  “die Leute sich nicht für einen interessieren, weil man ein langweiliger Mensch ist“. Weißt du wirklich, was diese Leute denken? Hast du sie gefragt? Hast du objektive Beweise dafür, dass das so ist?

Falls dir mehrere Leute gesagt haben, dass du langweilig bist – Ist es das schlimmste, was dir passieren kann? Mit Sicherheit hast du schon viel schwierigere Dinge in deinem Leben ertragen als die Tatsache, dass dich jemand für langweilig hält.

Was nutzt es dir, dir einzureden, dass sich keiner für dich interessiert? Du fühlst dich dadurch nur schlecht und trägst nicht dazu bei, dass du dich weniger einsam fühlst und den Kontakt zu Leuten suchst. 

Es ist schwierig jedem langweilig zu erscheinen, genauso wie es schwierig ist von jedem gemocht zu werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dich jemand interessant findet.  Außerdem hast du mit Sicherheit einige Konversationsthemen, die bei deinem Gegenüber das Interesse wecken.

“Keiner sorgt sich um mich, ich bin ihnen egal.”

Einer der immer wiederkehrenden Sätze der Einsamkeit ist zu glauben, dass “die anderen sich nicht um einen kümmern, weil man ihnen egal ist“. Überlege dir, ob es stimmt, dass du deiner Familie und deinen Freunden egal bist und sie sich nicht um dich sorgen? Waren sie nicht für dich da, als du ihnen erzählt hast, dass du eine schwere Zeit hattest? Welche Belege gibt es dafür, dass diese Aussage stimmt?

Manchmal scheint es so, als würden sich andere nicht um einen kümmern, weil sie gar nicht wissen, dass es einem nicht gut geht. Doch um dir helfen zu können müssen sie wissen, wie du dich fühlst. Du musst es ihnen also auch mitteilen und dich ihnen öffnen. Man kann nicht erwarten, dass die Leute es erraten oder ständig fragen, wie es dir geht. Jeder hat sein eigenes Leben und seine eigenen Sorgen und keiner hat die Zeit ständig auf alle anderen um sich zu achten.

Zu denken, dass sich keiner um einen sorgt und man anderen egal ist, macht es nicht einfacher, mit anderen in Kontakt zu treten, ganz im Gegenteil. Es führt dazu, dass du dich mehr isolierst und dich über die Leute ärgerst, die dir nahe stehen.

“Man kann anderen nicht trauen”

Eines der wiederkehrenden Gedanken der Einsamkeit ist es auch zu glauben, “dass man anderen nicht trauen kann“. Es ist vielleicht nicht möglich, jedem zu vertrauen. Es gibt Leute, die zuverlässiger sind als andere, aber man kann das nicht verallgemeinern. Es gibt dort draußen gute Menschen, denen man vertrauen kann. 

“Sobald ich einen Partner finde, bin ich nicht mehr einsam”

Ein anderer Satz, der unter einsamen Menschen am häufigsten wiederholt wird, ist der Glaube “sich nicht mehr einsam zu fühlen, sobald man einen Partner gefunden hat“. Einen Partner zu haben ist keine Garantie dafür, sich nicht einsam zu fühlen. Man kann man sich durchaus sehr einsam fühlen, selbst wenn viele Menschen um einen herum sind. Das Gefühl der Einsamkeit hängt nicht davon ab, wen wir neben uns sitzen haben, sondern von uns selbst. Vielleicht haben wir einen Partner, wenn wir aber kein Vertrauen aufbauen und Zuneigung verspüren, bleiben wir einsam.

Wenn man davon ausgeht, dass ein Partner die Lösung für die Probleme der Einsamkeit sein wird, geht man dazu über verzweifelt nach einem solchen Partner zu suchen. In der Regel “klammert” man sich dann an die erstbeste Person, was zu dysfunktionalen Beziehungen und Abhängigkeitsdynamiken führen kann.

“Es ist besser, die Dinge in Gesellschaft zu tun”

Ein anderer wiederkehrender Gedanke der Einsamkeit ist oft zu glauben, “dass es besser ist, Dinge in Gesellschaft zu tun“. Es kann sicherlich mehr Spaß machen, Aktivitäten mit anderen zusammen zu machen. Es ist ganz normal, dass man es bevorzugt Aktivitäten mit anderen Personen zu teilen. Doch das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es negativ ist allein Dinge zu unternehmen, einige Sachen machen allein sogar mehr Spaß. Wenn wir nie etwas allein gemacht haben, kann einem die Vorstellung zunächst etwas Angst bereiten, sie wird in den meisten Fällen aber zu einem durchaus positiven Erlebnis.

Zu denken, dass es besser ist, die Dinge mit jemand anderem zu tun, macht einen nicht glücklicher sondern lähmt einen lediglich. Es hält dich davon ab, die Dinge zu tun, die du gerne tust. Wenn du gerne ins Kino gehen, aber niemand diesen Film sehen kann oder will, lass dich nicht davon abhalten trotzdem hinzugehen. Sonst wirst du dich am Ende nur noch schlechter fühlen und den Film nicht gesehen haben.

“Wenn ich alleine dort hingehe, sehe ich aus wie ein Idiot.”

Einer anderer typischer Gedanke der Einsamkeit ist es zu denken, dass “man wie ein Idiot wirkt, wenn man alleine irgendwohin geht“. Nur wenige Leute denken, dass jemand, der allein spazieren geht, allein zu Abend isst, allein ins Kino geht oder irgendeine andere Aktivität ausführt, ein Idiot oder ein Verlierer ist. Viele Menschen sehen es in der Tat als etwas Bewundernswertes an. Es gehört Mut dazu, sich aufzuraffen etwas allein zu unternehmen. Außerdem sollten wir niemals aufhören etwas zu tun, das uns Freude bereitet, weil die anderen schlecht darüber denken könnten. Es ist unmöglich allen Menschen zu gefallen und dies zu versuchen ist dementsprechend nicht sinnvoll. 

“Allein zu sein ist furchtbar”

Ein weiterer Gedanke, den einsame Leute oft haben ist es zu denken, “dass es furchtbar ist, allein zu sein“. Oft ist es in Gesellschaft lustiger. Es ist ein schreckliches Gefühl, sich einsam zu fühlen, doch allein zu sein muss nicht zwangsläufig furchtbar sein.

Wer neigt dazu, unter Einsamkeit zu leiden?

Welche Menschen fühlen sich einsam? Ohne Ausnahme kann sich jeder von uns einsam fühlen. Es gibt jedoch bestimmte Eigenschaften oder Ereignisse, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass man sich einsam fühlt.

  • Unsere Persönlichkeitsmerkmale. Menschen, die Schwierigkeiten haben, Beziehungen einzugehen und Verbindungen zu knüpfen, empfinden eher Einsamkeit. Also introvertierte, schüchterne oder ängstliche Menschen.
  • Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl, Gefühlen der Wertlosigkeit und Ungeliebtheit, gehen nur selten auf andere Menschen zu. Das Problem ist, dass der soziale Kontakt das Selbstwertgefühl steigert. Dementsprechend sinkt das Selbstwertgefühl je weniger Kontakte man hat. Dies führt zu einem sehr unerwünschten Teufelskreis.
  • Geringe soziale Kompetenz. Menschen mit geringen sozialen Fähigkeiten haben auch Schwierigkeiten dabei, soziale unterstützende Netzwerke aufzubauen und zu erhalten.
  • Soziodemographische Merkmale. Junge und ältere Menschen sind häufiger einsam. Das Fehlen eines Partners, Schwierigkeiten mit der Kernfamilie und der Verlust von Angehörigen macht es wahrscheinlicher, dass man sich einsam fühlt.

Wieso haben wir Angst davor alleine zu sein?

Warum haben wir Angst vor dem Alleinsein? Es scheint in unserer Gesellschaft schlecht angesehen, allein zu sein. Manchmal drängt die Familie einen dazu, einen Partner zu finden oder zu heiraten. Menschen, die allein essen gehen, allein ins Kino gehen oder allein reisen, sind meist die Ausnahme. Aber immer mehr Menschen tun das.

Es stimmt, dass wir andere Menschen brauchen, aber auch eine gewisse Dosis des Alleinseins ist notwendig. Und das ist nicht negativ. Wie wir bereits gesagt haben, müssen wir in der Lage sein Zeit mit uns selbst zu verbringen.

Wir haben Angst davor allein zu sein, weil wir uns verletzlich und verlassen fühlen. Wir mögen glauben, dass wir die anderen brauchen, dass sie uns vervollständigen und sie sich um uns kümmern müssen. Man denkt vielleicht, dass man allein nicht gut genug ist und bestimmte Dinge nicht allein kann und Hilfe benötigt. Vielleicht denkt man auch, dass Einzelgänger komische Wesen sind, die psychische Probleme haben, die andere Menschen davonlaufen lassen. Es kann sein, dass man sich einsam fühlt, weil man viel Liebe zu geben hat und niemand an unserer Seite ist, oder diese Person die Zuneigung ablehnt. 

Doch nichts davon stimmt. Ganz selten sind wir wirklich allein. Es kann sein, dass man sich von seinen Freunden oder Familienmitgliedern distanziert hat, doch diese Kontakte kann man wieder aufnehmen. Jeder von uns verfügt über die notwendigen Ressourcen, um seine Entscheidungen zu treffen und eigene Ziele zu verfolgen. Wir sind dabei nicht von anderen abhängig. Sicherlich können uns nahestehende Personen helfen, aber nicht aus einer Abhängigkeit heraus.

Wenn wir die volle Verantwortung für uns selbst übernehmen, uns wertschätzen, uns zuhören, uns körperlich, emotional und geistig pflegen ist es unwahrscheinlich, dass wir Angst davor haben allein zu sein.

Folgen der Einsamkeit

Wie diese Studie beschreibt, kann die Einsamkeit sehr negative Folgen für unsere körperliche und geistige Gesundheit haben. Die Wahrnehmung von sozialer Isolation oder Einsamkeit erhöht die Wachsamkeit gegenüber potenzieller Gefahren und erhöht das Gefühl der Verletzlichkeit, während gleichzeitig der Wunsch nach dem erneuten Kontakt zu anderen verstärkt wird. Die Hypervigilanz gegenüber sozialen Bedrohungen verändert psychologische Prozesse, die das Funktionieren des Organismus beeinflussen, vermindert die Schlafqualität (Schlafstörungen können auftreten) und erhöht die Wahrscheinlichkeit an bestimmten Krankheit zu leiden oder zu sterben.

Psychische Folgen der Einsamkeit

  • Sich einsam zu fühlen kann leicht in einer Depression münden.
  • Einsamkeit verschnellert den kognitiven Verfall und erhöht das Risiko an Alzheimer zu erkranken. CogniFit verfügt über spezifische Trainingsprogramme, die frühem kognitiven Verfall vorbeugen, die sich als effizient erwiesen haben.
  • Sie führt zu einer verminderten Teilnahme an sozialen Aktivitäten, Freizeit und Bewegung.
  • Sie hängt mit “destruktiven” Gewohnheiten zusammen: Überbeanspruchung, Alkoholkonsum, Tabak…
  • Steigert das Stresslevel, da es an emotionaler Unterstützung fehlt.

Körperliche Folgen der Einsamkeit

  • Erhöht den Blutdruck
  • Hat direkte Auswirkungen auf das Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System, was ein erhöhtes Erkrankungsrisiko und ein erhöhtes Sterberisiko mit sich bringt
  • Chronische Einsamkeit hängt mit der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Probleme zusammen. Doch auch vorübergehende Gefühle der Einsamkeit stellen bereits ein Gesundheitsrisiko dar.
  • Kann zu einer Verschlechterung der Folgen von Tumorerkrankungen führen
  • Die Gesundheit (beispielsweise Depression) kann sich auf die Einsamkeit auswirken. Eine Krankheit zu haben, kann die Gefühle der Einsamkeit erhöhen.

Was kann man tun, um die Einsamkeit oder das Alleinsein zu bekämpfen?

Suche Kontakt zu anderen: Geh auf andere Personen zu, entweder wenn du keine Freunde oder Menschen in deiner Nähe hast, oder wenn die Beziehung zu diesen abgekühlt ist. Sorg dich um die anderen, frage wie es ihnen geht, wie sie das Wochenende oder die Feiertage verbracht haben, oder frage sie nach ihren Plänen. Hab keine Angst, den ersten Schritt zu tun. 

Reflektiere deine Gedanken: Was denkst du über das Alleinsein? Was sind die Gedanken, die du hast, wenn du allein bist? Denke darüber nach, ob diese objektiv und nützlich sind und relativiere sie.

Verbinde dich mit dir selbst: Lerne, dir deiner Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse, Wünsche und Ziele besser bewusst zu sein… Die Achtsamkeitsmeditation kann dir dabei eine große Hilfe sein.

Sieh das Alleinsein nicht alles etwas Negatives an: Es ist nichts falsch daran, Zeit allein zu verbringen. Wie wir bereits gesagt haben, ist es notwendig, sich mit sich selbst zu verbinden. Dadurch kann man viel innere Zufriedenheit erlangen.

Sieh dich nicht in der Opferrolle und schreite zur Tat: Es ist sinnlos, sich selbst zu bemitleiden. Fall nicht in die Opferrolle “Warum passiert mir das alles?”. Frage dich selbst, was du daraus lernen kannst und was du unternehmen kannst, um dieses Gefühl zu beenden. Mach einen Schritt nach vorne und geh auf andere zu, öffne dich für neue Beziehungen, interagiere mit anderen Personen und lass die Zeit der Isolation hinter dir. 

Such dir keine unmittelbare Linderung als Trost gegen die Einsamkeit: Der Wunsch, die Gefühle der Einsamkeit schnell zu lindern, führt oft zu riskanten Verhaltensweisen wie exzessiver Alkohol-, Drogen-, oder Nahrungskonsum oder zwanghafte Einkäufe. Auf diese Weise versucht man dem Gefühl der Einsamkeit zu entkommen, aber es ist viel effektiver und gesünder, ihr ins Auge zu sehen. Darüber hinaus führen diese Aktivitäten nur zu einer kurzfristigen Linderung, so dass wir uns danach schlechter fühlen.

Übersetzt aus dem Spanischen. Original: Andrea García Cerdán, Psychologin bei CogniFit.