Die Mutter-Kind-Bindung. Wieso ist sie so wichtig?

Beeinflusst die Mutter-Kind-Bindung die Entwicklung des Kindes für den Rest des Lebens? Welche positive Auswirkung hat die Mutter-Kind-Bindung auf die Mutter? Diesen Fragen gehen viele Psychologen und Wissenschaftler schon lange nach und finden immer wieder überraschende Erkenntnisse.

Mutter-Kind-Bindung

Für die Mutter-Kind-Bindung wichtig: Blickkontakt

Was ist Bindung?

Die Bindung, im englischen auch “Attachment” genannt, bezeichnet die spezielle Verbindung zwischen Eltern und ihrem neugeborenen Kind. Durch die Formung der emotionalen Bindung können die Grundbedürfnisse des Neugeborenen befriedigt werden. Diese Bedürfnisse sind auch der Antrieb der nachfolgenden sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung. Die frühen Erfahrungen des Säuglings stimulieren das Wachstum neuronaler Pfade, die einen Einfluss darauf haben, wie das Kind später auf viele Dinge reagiert.

Die Bindungserfahrung hat auch im Sinne der Sicherheit einen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung. Forschung hat ergeben, dass der Mangel an Bindung in frühen Lebensmonaten die Fähigkeit stabile Beziehungen einzugehen, ein Leben lang beeinflusst. In den meisten Fällen entsteht eine unmittelbare Bindung zwischen Eltern und Kind, diese verlieben sich direkt, wenn sie ihr Neugeborenes zum ersten mal sehen.

Mutter-Kind-Bindung: Unsicherer und sichererer Bindungsstil

Die Bindungsstile sind wichtig, um zu verstehen weshalb die Bindung zum Kind eine so große Bedeutung hat. Ein sicherer Bindungsstil von Kindern zeichnet sich dadurch aus, dass diese Unwohlsein empfinden, wenn die Eltern das Kind alleine lassen. Gleichzeitig sind sie aber in der Lage sich zu entspannen und abzulenken, mit dem Wissen, dass die Eltern zurückkehren. Kinder mit einem sicheren Bindungsstil zu ihren Eltern fühlen sich beschützt, weil sie sich darauf verlassen können, dass ihre Eltern zurückkehren. Diese Bindungsstile werden von Geburt an bis in die frühe Kindheit hinein geformt.

Ein Kind mit einem unsicheren Bindungsstil wird die Eltern vermeiden oder ignorieren und wenige Emotionen zeigen, wenn die Eltern gehen oder zurückkehren. Diese Kinder neigen dazu Ärger, Angstsymptome oder Furcht zu zeigen. Es kann sein, dass sie andere Leute ab und zu vermeiden und sich weigern mit anderen in Kontakt zu treten. Dieser Bindungsstil wirkt sich negativ auf die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung des Kindes aus.

Wie kommt es zur Mutter-Kind-Bindung?

• Die Berührungen der Haut ist eine der ersten “Sprachen” für ein Kind, da es auf den Haut-zu-Haut-Kontakt reagiert, was beruhigend auf das Baby und die Eltern wirkt.
• Durch das Füttern des Babys.
• Das Baby in den Schlaf schaukeln oder wippen.
• Dem Baby vorsingen, die Stimme der Eltern wirkt meistens sehr tröstend und beruhigend.

Mutter-Kind-Bindung

Körperkontakt stärkt die Mutter-Kind-Bindung

Wie profitierst du von der Mutter-Kind-Bindung?

Es gibt viele Vorteil mit einem Neugeborenen eine Bindung aufzubauen. Inwiefern profitieren die Eltern, in den folgenden Beispielen vor allem die Mutter, von dieser Bindung?

Studien zufolge ist das Stillen nicht nur für das Neugeborene von Vorteil, sondern auch für die Mutter. Das Baby profitiert allgemein von der körperlichen Nähe beim Stillen. Bei der Mutter werden durch das Stillen Hormone ausgeschüttet, die mütterliches Verhalten fördern.

Es ist gut bekannt, dass beim Stillen die Stimulation der Brustwarze dafür sorgt, dass das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird, welches wiederum dafür sorgt, dass die Milch ausgestoßen wird. Oxytocin ist auch als “Liebeshormon” bekannt, da es auch während des Orgasmus und anderen innigen Momenten produziert wird. Oxytocin wirkt dabei im Gehirn genauso wie es Morphium tut, es lindert Schmerzen, führt zu Wohlbefinden und hat als Konsequenz, dass wir dieses emotionale Hoch wieder erleben wollen. Mütter die nicht stillen, sondern das Fläschchen geben, produzieren dennoch Oxytocin, indem sie während dem Füttern Blickkontakt mit dem Baby aufbauen oder anschließend mit dem Baby kuscheln.

Mutter-Kind-Bindung

Das Stillen ist eine der ersten Formen der Bindung, welche die Neugeborenen kennenlernen.

Was passiert, wenn keine Bindung aufgebaut wird?

Rund 20% der Eltern bilden keine emotionale Bindung zu ihrem Neugeborenen. Das ist okay und passiert manchmal. Wichtig ist, sich Zeit zu lassen und sich nicht schuldig zu fühlen!

Eine Bindung aufzubauen kann für Mütter die einen Kaiserschnitt hatten oder ihr Kind nicht direkt nach der Geburt sehen konnten schwierig sein. Ebenfalls schwierig ist es oft, wenn das Kind als Frühchen zur Welt gekommen ist und einige Zeit im Brutkasten verbringen musste, oder wenn es sich um ein adoptiertes Kind handelt.

Nach vielen Schmerzen und der Erschöpfung durch die Geburt, sind viele Mütter überwältigt von einem neugeborenen Baby. Hormonveränderungen können Symptome der postpartalen Depression auslösen, die verhindern dass die Mutter eine richtige Bindung zu ihrem Baby aufbauen kann. Während der Schwangerschaft steigt der Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron im Körper signifikant an. In den ersten 24 Stunden nach der Geburt sinkt der Hormonspiegel wieder auf sein Ausgangsniveau zurück. Forscher glauben, dass diese schnelle Veränderung eine Depression auslösen kann.

Tipps wie eine sichere Mutter-Kind-Bindung aufgebaut werden kann

1. Während der ersten 6 Lebensmonaten sollte es eine einzelne primäre Bezugsperson für das Baby geben. Obwohl die Mutter in den meisten Fällen die erste Bezugsperson des Neugeborenen ist, ist die Wahrscheinlichkeit eine sichere Bindung aufzubauen bei einer anderen Person, die sich durchgängig und liebevoll um das Baby kümmert, genauso groß. Eine durchgängige primäre Bezugsperson führt zu einer sichereren Bindung, als wenn die Fürsorge auf mehrere Personen wie Mutter, Vater, Großeltern und Babysitter aufgeteilt wird.
2. Synchronisierte Essens-, Schlafens- und Interaktions-Routinen vor allem während der ersten Monate. Die Schlaf- und Essenszeiten sollten in den ersten sechs Monaten an den Rhythmus des Babys angepasst werden.
3. Zeige dich deinem Baby gegenüber liebevoll, durch Lächeln und Berührungen. Das berühmte Experiment von Harry Harlow mit Rhesus Affen zeigt, dass die Babyaffen ein Stofftier als Mutter bevorzugen und sich diesem eher annähern als einer Drahtfigur. Und das, selbst wenn die Drahtfigur diejenige ist, die sie mit Futter versorgt. Futter ist also nicht wichtiger, als die Berührungen die zwischen einer Mutterfigur und dem Baby stattfinden.

4. Reagiere auf das Unwohlsein deines Babys mit konstantem Trost, Wärme und mit Kompetenz. Forschungen haben ergeben, dass wenn überfürsorgliche Eltern unmittelbar auf jedes Quengeln, Jammern und jeden Schluckauf reagieren, diese Kinder einen weniger sicheren Bindungsstil entwickelten. Überfürsorge behindert Kinder darin selbständig zu werden und ihre Selbstregulation auszubilden.

Bei Anregungen und Fragen kann gerne ein Kommentar unter dem Artikel hinterlassen werden.

Übersetzt aus dem Spanischen. Original: Jennifer Burgos, Psychologin bei CogniFit.

 

References:

Forming a Bond with Your Baby — Why It Isn’t Always Immediate. Retrieved from https://www.webmd.com/parenting/baby/forming-a-bond-with-your-baby-why-it-isnt-always-immediate#3

Attachment Security: Born or Made? January 06, 2009. Retrieved from https://www.psychologytoday.com/blog/family-affair/200901/attachment-security-born-or-made

Depression during and after pregnancy fact sheet. Retrieved from https://www.womenshealth.gov/publications/our-publications/fact-sheet/depression-pregnancy.html

Five Ways to Create a Secure Attachment with You Baby, Without Sharing Your Bed. Retrieved from https://psychcentral.com/lib/five-ways-to-create-a-secure-attachment-with-your-baby-without-sharing-your-bed/