Musik und Gehirn: Entdecke die Macht der Musik
Musik und Gehirn: Musik umgibt uns. Wir sind musikalische Wesen, Musik gibt uns Sicherheit, bewegt uns und rührt uns zu Tränen. Es gibt immer einen Moment, um Musik zu hören. Manche machen aus der Musik ihre Art zu leben und ihren Beruf. Wir treffen selten jemanden, der überhaupt keine Musik mag. Aber was hat die Musik an sich, dass sie so wichtig für uns macht? Was ist die Macht der Musik für das Gehirn?
Musik ist in allen Kulturen gegenwärtig. Sie ist essenziell für das menschliche Wesen. Sie besteht aus emotionalen, spirituellen und sozialen Faktoren. In der Werbung wird unsere Wahrnehmung von manchen Produkten nur durch Musik manipuliert, im Kino wird mit unserem Gefühlszustand mit der Musik gespielt. Und die Musik verändert unseren Gefühlszustand wirklich, aber es steckt viel mehr dahinter.
Es gibt Menschen, die Farben, Geschmäcke oder Gerüche mit Musik assoziieren und dann tatsächlich sehen, ein Phänomen namens Synästhesie. Und manchmal können wir ein Lied nicht aus dem Kopf bekommen. Was hat die Musik an sich, das uns so gefällt? Wie beeinflusst sie uns? Hier decken wir es für dich auf.
Musik und Gehirn: Was ist Gehirnmusik?
Das Direktorium für Wissenschaft und Technik der nationalen Sicherheitsabteilung der USA hat eine Studie namens Gehirnmusik (Brain Music) durchgeführt.
Das Ziel der Studie war, Menschen zu helfen, die Arbeiten im Bereich von Hilfs- und Notfallsituationen verrichten. Die Forschung strebt an ihr Stresslevel über die Musik zu senken und ihnen dabei zu helfen, die Ausführung ihrer Arbeit zu optimieren.
Das Konzept der Gehirnmusik besteht aus dem Gebrauch von Frequenz, Amplitude und Dauer von musikalischen Klängen, um das Gehirn von einem unruhigen Zustand in einen entspannten Zustand zu bringen. Diese Musik wird von unseren eigenen Gehirnwellen an erschaffen und kann uns dabei helfen, durch Stress entstandene Probleme wie Schlaflosigkeit, Erschöpfung und Kopfschmerzen zu behandeln.
Die Wissenschaftler wandelten die aufgezeichneten Gehirnwellen der Teilnehmer der Musikstudie um und bewiesen, dass die Kompositionen die Teilnehmer wirksam entspannten oder auch ihre Aufmerksamkeit weckten. Die entspannenden Musikstücke klangen ähnlich wie Chopin, und jene, die die Aufmerksamkeit weckten, ähnelten Mozart.
Auswirkungen der Musik auf das Gehirn
1. Musik und Gehirn: Die Musik aktiviert die Belohnungskreisläufe des Gehirns
Entspannende und angenehme Musik zu hören aktiviert die Belohnungskreisläufe, genau wie bestimmte Reize, die biologisch relevant sind, wie diese Studie beweist.
Der Belohnungskreislauf besteht aus verschiedenen Gehirnzonen (Area tegmentalis ventralis und Nucleus accumbens), die zum limbischen System gehören, welches für die Verarbeitung der Gefühle zuständig ist. In diesen Zonen geschehen eine Reihe von chemischen Prozessen, in der das Dopamin wirkt und die mit Lust- und Vergnügensgefühlen verbunden sind.
Diese Belohnungssysteme werden auf natürliche Art und Weise durch Lebensmittel (mit viel Zucker und Fetten), Sex und Zuneigung aktiviert. So stellt die Natur sicher, dass wir aktiv die Befriedigung dieser Grundbedürfnisse suchen, die so grundlegend für unser Überleben sind. Nichtsdestotrotz gibt es andere Reize wie Drogen und Glücksspiel, die diese Systeme ebenfalls aktivieren. Diese Reize sind anfällig dafür, Süchte hervorzurufen, da sie eine grosse Menge an Vergnügen liefern.
Was ist der Belohnungskreislauf und wir kann er aktiviert werden? Entdecke es im nächsten Video.
2. Musik und Gehirn: Die Musik hilft uns aufmerksam zu sein
Laut einer Studie der Universität Standford hilft uns die Musik dabei, Ereignisse vorauszusehen und bei den Aufmerksamkeitsprozessen. Aber wir können nicht alle Arten von Musik in einen Topf werfen. Welche Musik ist nützlich für das Gehirn? Im Konkreten hat man in dieser Studie die Musik des Kompositors William Boyce im Barrockstil verwendet.
3. Musik und Gehirn: Musik reduziert Stress
In vielen Studien hat sich gezeigt, dass Musik eine beruhigende Wirkung hat; mit einem langsamen Tempo, leisen Tönen und ohne Text senkt sie die Stresslevel und Nervosität. Welche Musik ist konkret von Vorteil für das Gehirn? Es wurde beobachtet, dass meditative Musikstücke die Kortisollevel (Hormon, dass in Stresssituationen freigesetzt wird) im Blut deutlich senken. Ausserdem kann die Musik dabei helfen, Schlaflosigkeit zu bekämpfen.
Darüber hinaus ist zu beobachten, dass Musik eine schmerzstillende und beruhigende Wirkung auf Patienten hat, die sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen werden. Dies kann an der Fähigkeit der Musik, den Gemütszustand zu verändern oder uns abzulenken liegen.
4. Musik und Gehirn: Musik beeinflusst unseren Gemütszustand und unsere Gefühle
Nach einer Studie verringert das Hören von klassischer Musik und New-Age-Musik die Erschöpfung, Traurigkeit und Anspannung.
Darüber hinaus wurde herausgefunden, dass Musik, die uns gefällt, unabhängig vom Musikstil, einen positiven Gefühlszustand fördert, allerdings ohne Einbezug von Grunge-Musik. Dieser Musikstil löste einen Anstieg der Feindlichkeits- und Anspannungslevel aus und führte gleichzeitig zu einer Absenkung der Entspannungs-, Motivations- und geistigen Klarheitslevels.
Der Musikstil mit den zuträglichsten Auswirkungen war die “Designermusik”. Diese Art von Musik für das Gehirn bezieht sich auf eine spezifisch zur Erzeugung eines gewissen Effekts im Hörer entworfene Musik. In der Studie wurde Speed of Balance mit der Absicht “ein mentales und emotionales Gleichgewicht herzustellen, damit die Personen klarere und positivere Gefühle erleben können” verwendet. Es zeigte sich, dass bei allen Teilnehmern die Entspannungs-, Motivations- und geistigen Klarheitslevels anstiegen … und die Feindseligkeit, Anspannung, Erschöpfung und Traurigkeit sank.
Nach dieser Studie wird die mit Konflikt- und emotionalem Schmerzempfinden verbundene Gehirnzone aktiviert, wenn man unangenehme Musik hört.
Entdecke mehr über die Auswirkungen von Musik auf unser Gehirn und unsere Emotionen im folgenden Dokumenatfilm vom Fernsehsender Arte.
5. Musik und Gehirn: Musik verändert unsere visuelle Wahrnehmung
Laut einer Studie der Universität Groningen verändert die Musik unsere Art, die Welt zu sehen. Wie beeinflusst Musik unser Gehirn? Wenn ein Mensch traurige Musik hört, ist es wahrscheinlicher, dass er die Gesichtsausdrücke der anderen als traurig interpretiert. Im Gegensatz dazu sieht er die anderen mit fröhlichen Gesichtsausdrücken, wenn er fröhliche Musik hört.
So beeinflusst die Musik nicht nur unseren Gemütszustand, sondern wirkt sich auch auf unsere Art, die Welt wahrzunehmen, aus.
6. Musik und Gehirn: Musik verbessert die kognitiven Funktionen
Nach dieser Studie steigert das Hören von Der Frühling der 4 Jahreszeiten von Vivaldi das geistige Aufmerksamkeitslevel und zerebrale Messungen von Aufmerksamkeit und Erinnerungsvermögen. Im Gegensatz dazu verschlechtert das Konzert Der Herbst die Punktzahlen in den kognitiven Tests.
Man konnte auch beobachten, dass Der Frühling in übertriebener Weise die Gehirnzonen aktiviert, die für die Verarbeitung der Gefühle zuständig sind. Dies kann teilweise daran liegen, dass es ein bekanntes Stück ist, was oft in der Werbung benutzt wird. Dies erleichtert die Elizitation von Gefühlen.
7. Musik und Gehirn: Unsere Musikgeschmäcker sagen etwas über unsere Persönlichkeit aus
Laut dieser Studie hängen unsere musikalischen Vorlieben von unserer Persönlichkeit ab. Die Untersuchung wurde mit Jugendlichen durchgeführt und ergibt gleichwohl interessante als auch kontroverse Daten. Die Personen, die laute Musik (Heavy Metal, Rock …) bevorzugen, sind eher unabhängig oder individualistisch, was ein geringes Selbstwertgefühl und Selbstzweifel bedeuten kann. Diese Menschen sind oft schwierig und ihnen fehlt die Verbindung zu anderen. Diejenigen, die leichte Musik vorziehen, versuchen das Richtige zu machen und halten ihre Gefühle im Zaum. Sie haben Schwierigkeiten ein Gleichgewicht zwischen ihrer Unabhängigkeit und der Abhängigkeit von Gleichaltrigen zu finden. Die Jugendlichen mit gemischten oder unterschiedlichen Geschmäckern sind diejenigen, die am wenigsten Probleme in ihrer Jugend haben, sie haben keine relevanten Konflikte.
In dieser anderen Untersuchung wird eine Beziehung zwischen Musik und den Big 5 (Persönlichkeitsmerkmalen) hergestellt. Sie zeigt auf, dass Personen, die Rock bevorzugen, oft niedrige Werte in Gewissenhaftigkeit und hohe Werte in Offenheit aufweisen. Diejenigen, die Pop-, Dancemusik oder Urban Music bevorzugen, haben höhere Werte in Extraversion und Verträglichkeit.
Laut dieser Studie kann der Zusammenhang mit der Persönlichkeit auf die Befriedigung von gewissen Bedürfnissen durch die Musik zurückzuführen sein. Zum Beispiel befriedigen Dance- und Popmusik bei Extrovertierten ihr Bedürfnis sich mit ihren Freunden zu treffen und Spaß zu haben. Im Gegensatz dazu suchen Personen mit hohen Offenheitswerten in der nicht kommerziellen Rockmusik und anderen Musikstilen intellektuelle und unkonventionelle Anregung. Die aufgeschlossensten und am meisten an neuen Erfahrungen interessierten Menschen suchen weiter von der Volkskultur entfernte Musik.
Quelle: Andrea García Cerdán, Psychologin bei CogniFit