Intrinsische Motivation: Was uns antreibt, unsere Ziele zu verwirklichen
Was bringt uns dazu gerne zu Fotografieren oder uns in einem Tanzkurs anzumelden? Wieso beschäftigen sich manche Menschen mit Dingen, aus denen sie keinerlei finanziellen Nutzen ziehen? Und was gibt uns die Energie unsere Ziele zu verfolgen? Eine wichtige Rolle spielt die intrinsische Motivation. In dem folgenden Artikel wird über diese antreibende Kraft gesprochen. Sie trägt dazu bei, dass wir nicht aufgeben, um unsere persönlichen Ziele zu erreichen.
Was ist die intrinsische Motivation?
Motivation ist ein psychischer Prozess, der es uns ermöglicht nach einer bestimmten Art und Weise zu handeln. Wir können motiviert sein an einem Wettbewerb teilzunehmen, einen Mittagsschlaf zu machen oder vor einer unangenehmen Situation zu fliehen. Die Motivation hilft uns, uns an die Umwelt anzupassen und den Herausforderungen unterschiedlicher Situationen zu begegnen.
Gründe für die motivationalen Prozesse sind hierbei je nach Person sehr verschieden. Auch innerhalb einer Person variieren diese je nach Situation und Umständen.
Definition Motivation
Es lassen sich zwei grundlegende Arten der Motivation unterscheiden, die intrinsische Motivation und die extrinsische Motivation.
Die intrinsische Motivation hat ihren Ursprung in unserem Inneren, wenn wir wirklich Interesse haben uns auf eine bestimmte Weise zu verhalten ohne dafür eine Belohnung zu erwarten. Ein Beispiel der intrinsischen Motivation wäre es, unsere Zeit einer NGO zu widmen, obwohl diese Tätigkeit weder vergütet ist noch sonst irgendeinen Vorteil für uns bringt – abgesehen von der persönlichen Zufriedenheit.
Im Gegensatz dazu ist die extrinsische Motivation auf äußere Anreize (oder der Vermeidung von Bestrafung) zurückzuführen. Ein Beispiel dafür ist eine hart arbeitende Person, die so eine Gehaltserhöhung bekommt.
Es gibt zahlreiche Unterschiede zwischen der extrinsischen und intrinsischen Motivation, der Hauptunterschied liegt aber darin, dass die extrinsischen Motivation an die Erwartung einer Belohnung oder die Vermeidung einer Bestrafung geknüpft ist.
Ein und dieselbe Aufgabenausführung kann sowohl durch extrinsische als auch intrinsische Gründe motiviert sein. So kann jemand regelmäßig ins Fitnessstudio gehen um eine Belohnung wie Gewichtsverlust zu erhalten, andere Leute treiben hingegen Sport des Sportes Willens.
Im Folgenden wird auf die intrinsische Motivation genauer eingegangen. Dabei werden die zentralen Aspekte beleuchtet und gezeigt, wie sich diese Art der Motivation erhöhen lässt.
Intrinsische Motivation: Charakteristika
- Wir können unsere intrinsische Motivation beeinflussen: Ab und zu fällt es uns schwer die Ziele zu identifizieren, bei denen wir das beste von uns geben würden. Nichtsdestotrotz sind wir allgemein in der Lage Tätigkeiten zu finden, die unsere Neugierde wecken.
- Belohnung kann dazu führen, dass die intrinsische Motivation verschwindet: Es hat sich in mehreren Studien gezeigt, dass in verschiedenen Kulturen die materielle Belohnung bestimmter Tätigkeiten zu einer schlechteren Leistung der Personen führt. Wie ist das möglich? Gemäß der Theorie der Überrechtfertigung sinkt das Interesse für eine bestimmte Aufgabe, wenn man dafür extrinsisch belohnt wird. Wenn jemand gerne zeichnet, dann aber dafür bezahlt wird als Illustratorin zu arbeiten, ist es möglich, dass anschließend das Zeichnen mehr als Pflicht und nicht mehr als Leidenschaft wahrgenommen wird.
- Ebenfalls gibt es Formen der Belohnung, welche die intrinsische Motivation erhöhen: Im Gegensatz zur eben genannten materiellen Belohnung, können gezeigte soziale Unterstützung oder Anerkennung geschätzter Personen sehr wohl die intrinsische Motivation erhöhen. Eine erwartete materielle Belohnungen ist jedoch das, was uns uns am meisten daran hindert unsere Fähigkeiten zu entwickeln und uns den Aufgaben zu widmen, die uns wirklich begeistern.
- Der Schwierigkeitsgrad hat Auswirkungen auf die intrinsische Motivation: Unsere Ziele laden uns dazu ein unsere Fähigkeiten maximal zu entwickeln und zu erhalten. Nichtsdestotrotz müssen wir davon überzeugt sein, den entsprechenden Herausforderungen gewachsen zu sein. Andererseits erscheinen uns zu einfache Aufgaben langweilig und interessieren uns nicht. Wenn wir ein perfektes Gleichgewicht des Schwierigkeitsgrades finden und voll und ganz in unserer Aufgabe aufgehen, dann spricht man vom sogenannten Flow, wie Csikszentmihalyi ungarischer Psychologe, bestätigt.
Intrinsische Motivation: Anwendung und Beispiele
Intrinsische Motivation in der Schule
Während der schulischen Ausbildung werden wir regelmäßig mit Inhalten konfrontiert, die uns langweilig oder sogar unangenehm erscheinen. Doch selbst wenn wir uns dem widmen, was uns wirklich motiviert, stoßen wir auf Hindernisse. Was lässt sich tun, um nicht aufzugeben?
Erst einmal ist es wichtig das Lernverhalten des Kindes zu stärken, ohne dabei direkt auf materielle Verstärkung zurückzugreifen, wenn es beispielsweise die Hausaufgaben erledigt. Eine Bestrafung anzudrohen ist ebenfalls keine wirksame Methode. Grundlegend sollte dem Kind beigebracht werden, dass es sich um eine befriedigende Aktivität handelt und kein Mittel zum Zweck ist. Die Motivation ist im Lernprozess elementar wichtig.
Es ist einfacher signifikativ zu lernen, wenn wir: Wissen wertschätzen; Neugierde fördern; uns hilfreiche Lernmethoden angewöhnen; Verbindungen zwischen Lerninhalten und unserem Alltagsleben herstellen und so entdecken, dass die Lerninhalte eine praktische Relevanz haben, usw.
Intrinsische Motivation bei der Arbeit
Die intrinsische Motivation ist im Arbeitsleben ein Schlüssel zum Erfolg. Wir alle kennen das Gefühl, dass wir ständig auf die Uhr gucken und die Zeit nicht vergeht, weil die Aufgabe, die wir zu erledigen haben uns keinen Spaß macht und wir endlich etwas Schönes unternehmen wollen. Gleichzeitig wissen wir, dass wir mit diesem Verhalten nicht zu erfolgreichen Ergebnissen kommen. Diese Umstände führen dazu, dass wir noch weniger Lust haben weiterzuarbeiten.
Es ist nicht immer einfach die Möglichkeit zu haben seinen Traumjob auszuüben. Dennoch gibt es Wege, in unserem Arbeitsleben motiviert zu sein: indem wir adäquate Pausen machen; mit unseren Arbeitskollegen eine gute Beziehung aufbauen; nicht in der Routine stecken bleiben, indem wir neue Lösungsansätze für unsere Probleme finden; etc.
Am Arbeitsplatz freiwillig Aufgaben zu übernehmen, kann die allgemeine Arbeitsbereitschaft und Motivation aller Mitarbeiter zur Folge haben. Diese kooperative soziale Verantwortlichkeit erzeugt somit sowohl Vorteile für die Leute die sie empfangen, als auch für die Person, die sie sendet.
Es gibt noch weitere Techniken, die von Unternehmen angewandt werden, um die Motivation ihrer Mitarbeiter zu steigern: von Zeit zu Zeit den Raum für eigens entwickelte Projekte zu bieten; ihre Aus- und Weiterbildungen zu finanzieren und ihre Stärken anzuerkennen. Das ist äußerst nützlich, um zu erreichen, dass die Mitarbeiter zufriedener sind und sich anstrengen – anstatt die Minuten bis zum Feierabend zu zählen.
Intrinsische Motivation im Alltag
Es existieren unzählige Alltagsaufgaben die wir um einiges besser ausführen, wenn wir eine intrinsische Motivation verspüren. Wir kochen aufwendiger und besser, wenn uns die Tätigkeit an sich Freude bereitet und nicht ausschließlich dazu dient uns zu ernähren.
Persönliche Beziehungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für unsere intrinsischen Motivation. Eine Verbindung zu Leuten aufzubauen, kann entscheidend dazu beitragen uns für eine bestimmte Aktivität zu motivieren. Mit Freunden zusammen eine Wanderung zu unternehmen oder ins Museum zu gehen, kann unsere Lust nach Bewegung und Kultur deutlich steigern.
Intrinsische Motivation: Vorteile
- Steigert unsere Produktivität: Die intrinsische Motivation fördert unsere Assoziationsfähigkeit und Originalität bei der Lösung von Problemen. Das führt dazu, dass wir weniger schnell ermüden und eine positive Einstellung unseren Aufgaben gegenüber aufrechterhalten können.
- Erhöht das Wohlbefinden: Zu Wissen welche Aufgaben uns Freude bereiten und diesen Zeit widmen zu können, ist eine unversiegbare Quelle persönlicher und professioneller Zufriedenheit.
- Steigert unser Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit: Der Aufwand, den wir für uns motivierende Aufgaben aufwenden, ist in der Regel durch große Fortschritte gekennzeichnet. Dies führt dazu, dass wir uns kompetent und zufrieden fühlen. Wen erfüllt es nicht mit Stolz und Freude, wenn er Fortschritte in der Aufgabe macht, die ihm gefällt?
- Erleichtert die Autonomie: die intrinsische Motivation treibt uns dazu an unser Wissen in den Bereichen zu erweitern die uns interessieren; eine Aufgabe zu bearbeiten ohne dass uns jemand darum bittet; Eigeninitiative zu ergreifen, um eigene Werke zu erschaffen.
- Ist stabiler als die extrinsische Motivation: Wenn eine Entlohnung für unsere Aufgabe erhalten, hören wir in zahlreichen Fällen auf das Ziel zu verfolgen, das wir hatten. Wenn beispielsweise unser Ziel war, die Biologieprüfung zu bestehen und wir eine 4 als Endnote bekommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir, sobald wir unsere Note erfahren, dieses Fach vergessen. Wenn uns der Inhalt hingegen mitreißt, werden wir versuchen weitere Sachen zu lernen, auch wenn wir keine Prüfungen mehr haben.
Obwohl die intrinsische Motivation positiver erscheint als die extrinsische, ist diese trotzdem notwendig. Es ist beispielsweise nicht möglich, den Mitarbeitern im Unternehmen kein Gehalt mehr auszuzahlen, wenn sich ihre Leistung verringert.
Außerdem ist es möglich, beide Motivationsformen zu kombinieren. Beispielsweise kann es sein, dass wir beginnen in eine Yoga-Klasse zu gehen, um unsere Rückenschmerzen loszuwerden und am Ende gehen wir dorthin, weil es uns unheimlichen Spaß bereitet. Wichtig ist, die externe Belohnung nicht als Hauptziel anzusehen.
Wie lässt sich die intrinsische Motivation entwickeln? 5 grundlegende Tipps
1. Vermeide Routine
Das Gefühl von Monotonie führt zu Müdigkeit und Langeweile. Wenn du beispielsweise gerne morgens joggen gehst um aktiv zu werden, kannst du versuchen deine Route zu variieren und so neue Alternativen zu entdecken. Herausforderungen motivieren uns, Engagement für Aktivitäten aufzubringen, die uns begeistern.
2. Nimm eine positive Haltung ein
Grundlegend ist es wichtig, sich auf den Prozess zu konzentrieren ohne dabei Druck auf sich auszuüben perfekte Ergebnisse erzielen zu müssen. Uns selbst zu vertrauen und uns positiv zu bewerten, ist fundamental für unser Wohlbefinden. Des Weiteren sollten wir nicht vergessen, dass das Ziel der Aufgabe sein sollte, diese ohne Druck und negative Gedanken zu genießen, wenn wir diese durch intrinsische Motivation heraus begonnen haben.
3. Sei nicht zu anspruchsvoll mit dir selbst
Uns unerreichbare Ziele zu setzen oder unsere Ergebnisse negativ zu bewerten, ist kontraproduktiv für unsere intrinsische Motivation. Trotzdem ist es gut, kritisch mit uns selbst zu bleiben, wir sollten versuchen uns objektiv zu bewerten. Dabei ist es von Vorteil, sich auf das zu konzentrieren was wir verbessern können und dabei konkrete Bereiche vor Augen haben, anstatt nur an unsere Fehler zu denken und uns für diese zu bestrafen.
4. Belohne deine Fortschritte
Obwohl angemerkt wurde, dass die intrinsische Motivation nicht auf Belohnung beruht, ist es wichtig, dass wir unsere Verdienste anerkennen. Ebenso sollten wir uns für das was wir erreicht haben loben. Dabei können wir uns kleine Pausen oder Gelüste für unsere geleistete Arbeit gewähren.
5. Umgebe dich mit Personen, die ähnliche Interessen haben wie du selbst
Wenn wir an sich schon gerne Tanzen und zusätzlich aber auch noch einen Freundeskreis haben, der gerne neue Choreographien einstudiert, steigt mit Sicherheit unser Interesse. Es ist wichtig, dass wir unsere Erfahrungen mit Menschen teilen können, die sich für die gleichen Dinge begeistern wie wir. Heutzutage ist es glücklicherweise relativ einfach Leute zu finden, bei denen dies der Fall ist.
Intrinsische Motivation: Autoren
– Abraham Maslow
Maslow ist einer der bekanntesten Theoretiker der Motivationslehre. Dieser humanistische Psychologe ist vor allem für seine Bedürfnispyramide bekannt, in welcher die menschlichen Bedürfnisse hierarchisch angeordnet sind. Die intrinsische Motivation ist hierbei vor allem mit der Spitze der Pyramide assoziiert, basierend auf dem Bedürfnis der Selbstverwirklichung. In der Selbstverwirklichung erreicht unsere Existenz ihren maximalen Sinn und unser gesamtes Potential lässt sich verwirklichen.
– Albert Bandura
Dieser Psychologe entwickelte das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung. Es bezeichnet die Idee, dass die Meinung einer Person über eine Aufgabenausführung von der Erfolgserwartung, Ausdauer und wie viel Zeit sie dieser widmet, abhängt. Wenn wir zum Beispiel merken, dass wir durch große Anstrengungen unser Englisch verbessern können, werden wir uns stolzer und fähiger fühlen unsere Sprachkenntnisse zu perfektionieren. Personen, die an ihre eigenen Kompetenzen glauben, zeigen eine höhere Ausdauer bei der Aufgabenbewältigung.
– Eduard Deci und Richard Ryan
Die von diesen Autoren postulierte Selbstbestimmungstheorie geht davon aus, dass wir uns den Aufgaben widmen die uns interessieren, statt jenen die in uns kein Interesse hervorrufen. Diese Theorie ist besonders für den sportlichen Bereich wichtig. Wir müssen eine gewisse Autonomie besitzen wenn wir unsere Entscheidungen treffen. Unsere Vorlieben sind sehr verschieden und jede Person handelt entsprechend ihrer Präferenzen.
– Mihaly Csikszentmihalyi
Dieser Spezialist der positiven Psychologie untersucht den Zustand des Flows, der entsteht, wenn wir uns in eine Aufgabe vertiefen, die weder zu leicht noch zu schwierig für uns ist. In diesem Zustand konzentrieren wir uns ganz auf die Aufgabe und vergessen die Zeit und alles andere um uns herum. Ein Beispiel können Künstler sein, die in ihre Arbeit versunken ihre Werke erschaffen.
Csikszentmihalyi ist Experte auf dem Gebiet der Kreativität und untersucht mit seiner Forschung den Zustand des Flows. In dem folgenden Video erklärt er einen Teil seiner Entdeckungen und die entscheidende Rolle, welche die intrinsische Motivation darin spielt.
Falls Fragen oder Anmerkungen zum Artikel bestehen, kann gerne die Kommentarfunktion genutzt werden.
Übersetzt aus dem Spanischen: Ainhoa Arranz Aldana, Psychologin bei CogniFit.
Redactora con formación en diversas áreas como la psicología, la sociología y la comunicación. Especialmente interesada en psicología social.